Gaudi Ultra 2017

Vorsprung durch Tempohärte auf unserer bisher westlichen Zentralalpentour.

21. Juli 2017 bis 30. Juli 2017

7 Tage, 500 km, 15.340 Hm

Franz, Wolfi, Ferdinand und Günther

Tag 3, Montag 24. Juli 2017: Gargellen - Klosters Dorf - Varusch / Livigno, 26 km (65 km), 1100 Hm (2900 Hm)

Ü2 Gargellen

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Ü3 Varusch

Ü2 Gargellen

Schlappiner Joch

Klosters Dorf

Klosters Dorf

Davooser See

Davooser See

Scaletta Pass

Ü3 Varusch

eine Zugfahrt die ist lustig eine Zugfahrt die ist schön...

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Zugfahrt nach Defekt

Gutes Frühstück um 07:00 serviert von einer bemühten Kellnerin mit markant magyarisch-xibergerischem Akzent. Wir fahren los, es beginnt zu tröpfeln, hört dann aber nach kurzer Zeit doch wieder auf. Gut so, denn die am frühen Morgen doch recht anspruchvolle Straße hinauf zum Fuß des Schlappiner Jochs fordert auch so schon genug von uns.  Schön die Einsamkeit auf der Strecke, wir sind kaum jemandem begegnet. Oben auf der Alm angekommen treffen wir dann aber doch andere Rindviecher.

Wie auf Kommando beginnt es dann just am Beginn des anstrengenden Fußmarschs hinauf zum vierhundert Meter höher gelegenen Schlappiner Joch wieder zu regnen. Mühsam kämpfen wir uns Kehre um Kehre auf einem dicht verwachsenen Weg hinauf, die Räder entweder hochhebend oder gleich am Rücken tragend. Oben angekommen pfeift es gewaltig Richtung Schweiz hinüber und wir suchen Unterschlupf in einer Schutzhütte und ziehen uns wärmende Klamotten für die bevorstehende Abfahrt an.

Dann aber kam alles, aber wirklich alles anders als geplant! Zuerst ein scheinbar harmloser Sturz von Franz auf dem rutschigen Untergrund, aber er haut sich dabei das Pedal in die Wade und beleidigt dabei selbige nachhaltig. Dann bricht Günther beim Anbremsen einer Kehre die linke hintere Sattelstrebe seines Ghost komplett durch - ein Totalliegenbleiber! Die restlichen paar hundert Höhenmeter schiebt er die eigentlich schöne Abfahrt zur Gemsli Hütte hinunter, die uns bei strömendem Regen mit freundlichen Wirten, einem wärmenden Kaminfeuer und der teuersten Kartoffelsuppe auf Erden begrüßt. Der Zustand der Wade von Franz verschlimmert sich und jeder weiß, der Franz ist fürwahr kein Jammerer. Der Zustand der Gemütslage von Günther ist hingegen nicht mehr zu verschlechtern, grummel grummel...

Aber was hilft es, ein Plan B muss her, von solchen Kleinigkeiten lassen wir uns sicher nicht unterkriegen. Während Franz, Wolfi und Ferdl mit dem Rad die schönen Kehren hinunter nach Klosters brausen wird Günther von der freundlichen Hüttenwirtin mit dem Auto zum Bahnhof gebracht, wirklich tolles Service! Etwaige Ersatzteil- oder Reparaturgedanken in dieser Gegend der Schweiz werden rasch verworfen und wir beschließen mit der Räthischen Bahn auf der Via Vereina von Klosters nach Zernez zu fahren, um wohlfeile 155 Euronen für vier Personen und Rädern und nur zwanzig Minuten Fahrt, Schweizer Niveau halt. Aber dafür gibt es im Gegensatz zur ÖBB hier sogar Platz für die Räder und wir genießen (klammheimlich) aufgrund des schlechten Wetters diese für uns etwas ungewöhnliche Fortbewegungsart.

Am Bahnhof von Zernez trennen sich dann unsere Wege für einen halben Tag, während Wolfi und Ferdl auf der geplanten Route zu Varusch Hütte fahren (um dort wie die Könige zu nächtigen, zumindest preislich), steigt der waidwunde Rest des Peloton in den Bus und fährt auf beeindruckender Strecke hinüber in das italienische Livignio. Motivation dafür ist, neben einem Ruhetag für die Wade von Franz, die Hoffnung auf einen fachkundigen Aluminiumschweißer in diesem Downhill-Eldorado, dort wo Rahmenbrüche an der Tagesordnung sein müssten. Diese Hoffnung wird dann auch in Person des genialen Maestro Osvaldo Zini erfüllt, ein wahrer Leonardo des Aluminiumschweißens. Nach neunzig Minuten ist der Rahmen um 40 EUR geschweißt und lackiert, schaut fast besser aus als zuvor und ist wahrscheinlich auch solider als das Originalteil. Die Tour ist gerettet, wir feiern dies bei einem gute Abendessen im hoteleigenen Restaurant.

Währenddessen haben Ferdl und Wolfi die idyllisch gelegene Varusch Hütte erreicht und beziehen jeweils ein einfaches Einzelzimmer samt überschaubarem kulinarischen Genuss und Wasser um fünf Euro, Schweizer Niveau halt. Summa summarum: knapp 400 Euro. In der Zeitung steht: die Schweiz sucht finanzkräftige Touristen, kein Wunder. Uns haben sie aber als Zielgruppe hiermit verloren.

Links zu den einzelnen Tagesetappen: