



Links zu den einzelnen Tagesetappen:
Das Frühstück schließt an die ausgezeichnete Kulinarik des Abends an, wir nehmen selbiges im gemütlichen Gartenpavillon ein und bereiten die Abfahrt von Mann und Maschine vor. Rollend geht es anfangs durch das schmucke aber eher verlassene Steindorf Puegnago. Stoisch nehmen wir die ersten Wellen hinüber bis Salo, welches wir nach einem knackigen Downhill eine Stunde später erreichen. Es ist eindeutig Zeit für ein bisschen Flanieren entlang der Strandpromenade und einen cappuccino secondo e croissant chocolata.












Die Erholung haben wir auch dringend nötig, denn nun folgt die mehr als knackige Auffahrt über San Michele hinauf bis zum Monte Pizzocolo. Grundsätzlich gut fahrbar (O-Ton Hannes...) ist die schön angelegte Schotterstraße dann doch eher was für eBiker und Motocrossfahrer als für ehrliche Muskelbiker, ein echter Wadlbeisser. Hier muss zumindest im Gruppetto mehrmals der letzte Notgroschen in Form des 51-er Ritzels verwendet werden, und nicht einmal das hat in allen Situationen geholfen. Ein hartes Stück Arbeit!
1100 Höhenmeter und einige lange Schiebepassagen später kommen wir etwas aufgesplittet am Passo dello Spino an. Und während Hannes und Ferdl die Variante Rifugio e Sonnenbad wählen (was leider zu einem deutlichen Abrutschen im Tour-Ranking geführt hat) kämpfen sich Wolfi und Günther gleich direkt hinauf zum Monte Pizzocolo. Glücklicherweise schließt die Streckenführung nahtlos an den bisherigen Tagesverlauf an, so braucht man sich nicht großartig umzustellen. Äußerst mühsam geht es also auch die nächsten 400Hm weiter hinauf, immerhin mit vielen tollen Ausblicken hinunter auf den südlichen Teil des Gardasees.








Dann passiert das Undenkbare, etwas noch nie Dagewesenes!
Zugegeben, die letzten 100 Höhenmeter bis zum Gipfel waren nicht einmal mehr theoretisch fahrbar, aber das ist doch wirklich kein Grund die Nerven und vor allem nicht sein geliebtes Rad wegzuschmeissen! Dennoch begeht Wolfi diese ruchlose Kinds/Radweglegung und wird freilich sofort standrechtlich disqualifiziert.
Ferdl und Hannes wurden scheinbar in ihrem Wellness-Rifugio dann doch noch von Gewissenbissen geplagt und so mühen auch sie sich bis zum Gipfel des Monte Pizzocolo herauf. Oben angekommen werden dann aber alle mit einer der beeindruckendsten Panoramen der Alpen belohnt, wirklich wirklich ganz großes Kino!







O-Ton Uli Stanciu aus seinem wunderbaren Buch „164 BIKE-TRAUMTOUREN GARDASEE“:
„Am Gardasee ist man Superpanoramen ja eigentlich gewohnt. 2000 Meter Höhenunterschied von den Gipfeln bis runter zum See - das ist fast einmalig in den Alpen, viele sprechen vom Flugzeug-Blick. Doch das Panorama vom Monte Pizzocolo über den Gardasee ist absolut unvergleichlich. Einfach fantastisch. Man schaut nicht wie aus einem Flugzeug runter, sondern eher wie aus einer Raumstation, man glaubt die Krümmung der Erde zu sehen. Hier am Pizzocolo oberhalb von Toscolano Maderno sieht man den gesamten südlichen Gardasee mit seinen weiten Buchten, der Halbinsel von Sirmione und den Monte Baldo in seiner vollen Länge auf der anderen Seeseite. Berauschend.“
Besser kann man es eigentlich nicht beschreiben!















Das Profil dieser Etappe würde ja eigentlich verheissen dass das Tagwerk nun schon fast vollbracht ist, aber wie so oft kommt es erstens anders und zweites als man lenkt. Denn die unsägliche Kombination aus vielen anstrengenden Höhenmetern, wenig Wasser und noch weniger Essen rächt sich nun in Form von Müdigkeit und Unkonzentriertheit. Zumindest bei denen die nicht im all-inclusive Rifugio abgestiegen waren.
Die nun folgende Abfahrt hat es in sich, im oberen Teil anfangs ziemlich verblockt, danach teilweise sehr herausfordernd wirft sie den einen oder anderen auch schon einmal aus dem Sattel. Wolfi beleidigt bei einem spektakulären Abgang sowohl Bein als auch Rad, was noch Folgen haben wird...













Wir beissen und schimpfen uns lautstark durch, schließlich sind wir davon überzeugt beim nahegelegenen Rifugio Guiseppe Granata von unseren Qualen erlöst zu werden. Aber die Bude ist zu, nur ein einfacher Brunnen versorgt uns mit dem Allernötigsten. Ein herber Rückschlag für Körper und vor allem Motivation, aber es hilft nix, weiter geht es, weil es weiter gehen muss! Schließlich spuckt uns ein anspruchsvoller Waldweg in einem wilden Graben aus und wir rollen eine gut ausgebaute Schotterstraße talauswärts.
Die ersten Hinweiseschilder mit „strada interrotta“ und ähnlich Unheil verkündende Tafeln ignorieren wir noch gekonnt, was soll schon sein, wir sind ja nur mehr 200 Meter über dem See, beim Ausrollen quasi. Dann aber versperrt uns eine professionell gemacht Straßensperre unüberwindbar den Weg - wir müssen umkehren!
Und das heißt in unserem maroden Zustand wieder 250Hm hinauf bis Navazzone zu radeln, auf einer wirklich wirklich steilen Schotterstraße noch dazu. Wir ergeben uns dieser äußerst meditativen Tätigkeit, die Stimmung im Peloton war auch schon einmal besser...






Aber alles hat ein Ende, auch diese Steigung, und irgendwie schaffen es dann alle über die finale Kuppe und rollen auf schönen Wegerln hinunter nach Toscolano zur grandios gelegenen Villa Cappelina. Die Küche ist geschlossen, aber die Wirtin hat Mitleid mit uns und serviert ein paar große Platten affettato misto samt den zugehörigen Bieren. Wolfi ist vom heutigen Tag und den Folgen seines Sturzes schwer gezeichnet und geht früh zu Bett, was die anderen drei Herren auch tun hätten sollen. Aber nein, irgendjemand (Hannes?) fängt mit einer Runde Gin Tonic an, und ja, die Wirtin hat ordentlich eingeschenkt. Und nachdem wir ein Trio waren sind es aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit dann insgesamt drei feuchtfröhliche Runden geworden. Oh mamma mia waren wir coco...buona notte!








Tag 4, Dienstag 12. Sept 2023: Puegnago - Salo - San Michele - Passo dello Stino - Monte Pizzocolo -
Rifugio Guiseppe Granata - Navazzo - Toscolano, 58km, 2300Hm