
Zum guten Frühstück samt Eierspeis serviert vom Hausherren sind die Sachen wieder trocken. Wir lassen uns ein bisschen Zeit, es hat die ganze Nacht geregnet, der starke Westwind trocknet die Straßen aber rasch auf. Wir passen unsere Fahrtrichtung instinktiv der Windrichtung an und brausen ohne viel Aufwand nach Osten. Den Ort Mistelbach lassen wir links liegen und erst nach langen Windschattenduellen über die nächsten schönen fünfzig Kilometer machen wir im erstbesten Gasthaus Station.

Tag 6, Donnerstag 14. Juli 2016: Staatz - Mistelbach - Neusiedl am See, 188 km, 980 Hm


Ü5 Staatz
Ü6 Neusiedl
Mistelbach
Mistelbach
Ü5 Staatz
Mannersdorf / March
Mannersdorf / March
Donaubrücke
Donaubrücke
Ü6 Neusiedl










Aus fünf bestellten Gulasch werden nur drei, dazu zwei Würstel mit Saft - egal, uns ist diesbezüglich gerade alles recht. Dann geht es gemütlich Richtung slowakischer Grenze. Kurz vor Marchegg versuchen wir den Fluss March mit einer der Rollfähren zu überqueren, doch Wolfi ist kurz unaufmerksam und kommt bei Schrittgeschwindigkeit mit dem Vorderrad in eine tiefe Betonrille. Das Vorderrad bleibt stehen, der Rest vom Rad samt Wolfi fällt um, was in einer doch erheblichen plastischen Verformung (ca. 30°) der Felge endet.









Jahrzehntelange Erfahrung im Bereich von Materialeigenschaften und der Belastbarkeit von Bauteilen sowie gezieltes Gegendrücken bringt die lädierte Felge wieder so halbwegs fahrbar in Form, doch die Vorderbremse muss ausgehängt werden. Wir stellen mit Erschrecken fest dass es in der ganzen Gegend kein Radgeschäft gibt und dass die nächste Werkstatt in Groß Enzersdorf Richtung Wien liegt. Und ja, Wien liegt westlich von Marchegg, und ja, der starke Westwind wehte noch immer. Es folgt also langes kräftezehrendes Ankämpfen gegen den Wind (geschätzt 60km/h, gefühlt 90 km/h, Windgeschwindigkeit freilich), in Summe 40 Kilometer Umweg für uns. Schlussendlich findet dann doch noch eine gebrauchte Campagnolo Cosmic Carbon Felge zu seinem neuen Herren, den Rest der Tour ist Wolfi dann aufgrund dieses weiteren luftwiderstands- und gewichtstechnischen Wettbewerbsvorteils quasi nicht mehr zu halten.









Wir nehmen auf dem Donauradwanderweg durch die Donau-Auen Kurs nach Hainburg, der Schotter verdient das Prädikat Schönbrunn-Kiesel, von allerfeinster Güte und viel angenehmer zu befahren als so manche Asphaltstraße. Die Überquerung der großen Donaubrücke bei Bad Deutsch-Altenburg ist ein echtes Spektakel, kein Wunder dass dieser Strom eine wirksame Barriere gegen die ansonsten furchtlosen Barbaren aus dem Norden war.










Jedenfalls haben es sich die fleißigen Römer am Südufer damals schon ordentlich bequem gemacht, das Freilichtmuseum Carnuntum bietet einen eindrucksvollen Beweis der baulichen Fähigkeiten aus dieser Epoche, damals mit ca. 50.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt im gesamten römischen Reich. Beeindruckend, wenn auch schon ein bisschen lädiert, steht das Römertor etwas südlich von Carnuntum am Kreuzungspunkt zweier historischer Handelsrouten. Das können wir nicht auslassen, soviel Kultur muss sein.





Wir rollen weiter Richtung Süden, der Rückenwind hilft uns nun wieder etwas, ist auch ganz gut so nach mehr als 180 Kilometern. Schön auch der Kontrast zwischen der historischen Kulturlandschaft und den sich rasch drehenden modernen Windrädern die hier die Landschaft optisch prägen. Sogar die letzten Kuppen werden noch mit Attacke und Gegenattacke genommen, weil es halt so Spaß macht. In Neusiedl am See fahren wir dann zum südlichsten Zipfel zur Mole West, wir treffen Martin und machen uns einen schönen Abend in der hippen Bar mit tollem Ausblick über den Neusiedler See und ein zwei drei vier Glas gutem Wein.
Links zu den einzelnen Tagesetappen: